Der Mord an Carlo Giuliani – Niemals Vergessen

Der 20. Juli 2001, Genua: mitten in einer Straßenschlacht zwischen Aktivist*innen die gegen den G8-Gipfel demonstrieren und den italienischen Carabinieri fallen zwei Schüsse. Eine Kugel trifft den 23-jährigen Carlo Giuliani in den Kopf, er stürzt zu Boden, ein Polizeiwagen setzt zurück und überrollt ihn zwei Mal.

Trotz massiver Repression bereits im Vorfeld des Gipfels, strikter Überwachung der Grenzen und extremer Panikmache durch die Medien schafften es insgesamt weit über 300.000 Menschen nach Genua um gegen den Gipfel der Großmächte zu protestieren. Aktivist*innen waren international angereist – auch REVOLUTION war vor Ort – und in Protestcamps oder auch Schulen untergebracht. Am zweiten Tag der Proteste wurde Carlo Giuliani ermordet. Im Anschluss an die Großdemonstration am folgenden Tag eskalierte die angespannte Situation, Trauer und Wut von Demonstrant*innen prallten auf unnachgiebige Gewalt der Polizei.

In der Nacht schließlich stürmte ein schwerbewaffnetes Polizeikommando die Diaz Schule, die von der Stadt zur Verfügung gestellt worden war und in der unter anderem eine Rechtshilfestelle und eine Erste-Hilfe-Station für verletzte Aktivist*innen untergebracht waren. Während dem Überfall wurden 73 Menschen verletzt, 60 von ihnen so bestialisch und brutal, dass sie aus der Schule getragen werden mussten. Eine weitere Schule wurde wenig später gestürmt; 228 Festgenommene wurden in die Bolzaneto-Kaserne gebracht. Gefangenen wurde der Kontakt zur Außenwelt, auch zu Anwält*innen verweigert, sie wurden mit Filzstiften markiert und gefoltert, massiv misshandelt, gezwungen faschistische Parolen zu rufen und antisemitisch beleidigt. Währenddessen verhängten die italienischen Behörden eine Nachrichtensperre. Erst nach 72 Stunden konnten die Gefangenen rechtliche Hilfe kontaktieren. Am selben Tag wurde Carlo Giuliani beigesetzt.

Der damalige Innenminister meinte zu den Ereignissen, die Polizei habe „ihre Aufgabe würdevoll erfüllt“, der Vizepremierminister, die Demonstrant*innen hätten „bekommen, was sie verdienten“. Der Prozess warf viele Fragen auf, so wurde die tödliche Kugel nie untersucht und  Aufnahmen der Geschehnisse passen nicht zur Argumentation der Staatsanwaltschaft. Dennoch konnte sich der Polizist der Carlo Giuliani ermordet hat sich erfolgreich auf Notwehr berufen und wurde freigesprochen. Allein in den drei auf Genua folgenden Jahren wurden rund 7.000 politische Verfahren von der italienischen Staatsanwalt gegen Aktivist*innen angestrengt.