The first pride was a riot!

Am 16. Juni fand in Wien die 23. Regenbogenparade statt. Wie jedes Jahr fanden sich wieder Hunderttausende Menschen zusammen, um zu feiern. Das war jedoch nicht immer so, denn ihre Anfänge hatte die Regenbogenparade in Aufständen in Amerika.

Die erste Pride war 1968 als ein Protest gegen eine Polizeirazzia in einer Bar, die sich speziell gegen LGBT* Personen richtete. Besonders nichtweiße Personen waren von den Razzien betroffen. Als sich die Betroffenen gegen die Polizeikontrollen wehrten, kam es zu tagelangen Straßenschlachten für ihre Rechte. Der Protest gegen die Polizei war militant, die Leute hatten genug von der herrschenden Repression.

Heute sieht die Pride anders aus. Sowohl in Österreich als auch in anderen Ländern gibt es jährliche Paraden, um den Protesten zu gedenken und für die Akzeptanz von LGBT* Personen einzustehen. Doch Rechte werden nicht durch Partys erkämpft, und schon gar nicht von welchen, die sich von Jahr zu Jahr unpolitischer geben. Der erfolgreiche Kampf für unsere Rechte ist immer politisch. Alleine die Tatsache, dass verschiedenste Großfirmen auf der Regenbogenparade auftreten dürfen und zelebriert werden zeigt die liberale Richtung des Aufmarsches, der in seiner Essenz eigentlich alles andere als fortschrittlich ist. Denn der Ursprung von Homo- und Transfeindlichkeit liegt im Kapitalismus und kann letztendlich nur mit der Überwindung dessen ausgemerzt werden. Der Kampf gegen Homo- und Transfeindlichkeit muss aber auch ein internationalistischer sein, denn in vielen Ländern werden LGBT* Personen noch immer politisch verfolgt und kriminalisiert.

Ein weiteres Problem in der Frage der Pride ist die teilweise Unreflektiertheit der Community. Wie die Parade selbst legen viele Teile sehr viel Wert darauf, ‚unpolitisch‘ zu sein und haben Probleme damit, aus ihren eigenen Stereotypen auszubrechen. Nicht jede LGBT* Person fällt in ihr Stereotyp, was nicht heißen sollte, dass sie nicht Teil der Community ist. Auch das teilweise zwanghafte Bedürfnis, sich abzuheben und anders zu sein ist nichts, was im gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung hilft. Jeder Mensch sollte so sein können wie er*sie ist, aber eine Abgrenzung gegen die Masse hilft nicht in der gemeinsamen Bestrebung gegen diese Gesellschaft. Auch andere Unterdrückungsformen als die, unter denen man selbst zu leiden hat, werden oft nicht aufgearbeitet. Wir sind alle in einer kapitalistischen Gesellschaft aufgewachsen, haben alle verschiedene Unterdrückungsformen ansozialisiert, doch das ist keine Ausrede dafür, sexuelle Belästigung, Rassismus oder Arbeiter*innenfeindlichkeit in der Community zu tolerieren.

Es gibt keine zwei Seiten bei der Frage um Unterdrückung. Wenn auf der einen Seite Menschen stehen, die für ihre Existenzberechtigung kämpfen und auf der anderen Seite Menschen, die dieses Existenzrecht anzweifeln gilt es, sich zweiterem entgegen zu stellen, wenn nötig auch militant. Angriffe auf LGBT* Personen passieren in Österreich immer noch sehr oft und es ist zu erwarten, dass sich aufgrund des Rechtsrucks diese Angriffe häufen werden. International sieht die Situation auch nicht vielversprechender aus.  Dagegen müssen wir uns wehren und zwar nicht mit Partys und Parolen wie „Love Trumps Hate“ sondern als geschlossene, klassenbewusste, internationalistische Gemeinschaft Hand in Hand mit der Arbeiter*innenklasse.


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