Linke Perspektiven für die Umwelt

Die Zeit läuft uns davon. Wir haben nicht mehr ewig Zeit, Emissions-Beschränkungen einzuführen, Wälder aufzuforsten und nachhaltige Produktion zu fordern. Es ist enorm wichtig, dass junge Menschen auf die Straße gehen um Druck auszuüben. Aber wie realistisch ist eine Umsetzung von denjenigen die gerade an der Macht sind? Und was für eine Perspektive braucht Fridays for Future um ihre Ziele zu erreichen?

Letzteres zuerst: Fridays for Future ist eine Jugendbewegung, die international Wellen geschlagen hat und zielgerichtet auf Schulstreiks als politisches Mittel zurückgreift. Ihre Forderungen sind quasi die minimal Notwendigsten um den Planeten vor seinem Untergang zu retten. Die Bewegung will sich international wie auch in einzelnen Ländern nicht „politisieren“ lassen, sondern eine sogenannte „Mitte der Gesellschaft abbilden“. Und genau das ist eines der größeren Probleme. Wie wir momentan sehen gibt es keine rechten Lösungen für den Klimawandel. Vielmehr wird er oft negiert und noch mehr umweltschädliches Verhalten befördert (wie bspw. unter Trump in den USA, Bolsona in Brasilien; sowie auch hier unter Schwarz-Blau in Österreich). Es ist nicht nur falsch, sondern schadet auch der Bewegung, so zu tun, als würden Links und Rechts gleichberechtigt an der Rettung der Erde beteiligt sein können. Die einen kämpfen ernsthaft dafür und die anderen stellen sich gegen diesen Kampf. Nicht von bürgerlichen Parteien eingenommen werden zu wollen ist natürlich eine wichtige Sache. Sich politisch unabhängig zu machen um radikal für seine Forderungen einstehen zu können ist unerlässlich. Aber so zu tun, als wäre die Bewegung unpolitisch, ist einfach eine Illusion, politische Meinungen zu unterbinden oder Mundtot zu machen, verunmöglicht eine ernsthafte Diskussion und Weiterentwicklung der Bewegung. Vielmehr wäre es wichtig einen linken politischen Austausch zu ermöglichen und demokratisch über die Ausrichtung abzustimmen. Zusätzlich fordern wir auch mehr Transparenz und ein Einführen festerer, zentral organisierter Strukturen, die auch besser von den Träger*innen der Bewegung kontrolliert werden können.

Wie bereits erwähnt, haben wir wenig Vertrauen in die Umsetzung der Forderungen von FFF durch den Staat. Das ändert sich für uns nicht dadurch, welche Partei gerade die Macht ausübt (obwohl natürlich unter manchen Regierungen die Umwelt mehr leidet als unter anderen). Sogar die Grünen, die sicher noch am glaubwürdigsten Besorgnis um die Umwelt kommunizieren können, haben unserer Meinung nach keine Möglichkeit auf lange Sicht Gesetze umzusetzen, die unsere Wirtschaft nachhaltiger machen. Das Problem liegt nämlich nicht nur bei ihnen, sondern bei unserem Wirtschaftssystem als Ganzes.  Im Kapitalismus herrscht ein systematischer Wettlauf um die größtmöglichen Profite – Umwelt, Klimawandel, Rechte von indigenen Völker, Artenschutz etc. spielen dabei keine Rolle. Auch ein sogenannter „Grüner Kapitalismus“ muss konkurrenzfähig sein – das heißt umweltschonende Ressourcen und Energie sind nur interessant solange sie profitabel sind. Wir müssen den Kampf für die minimalsten Forderungen, um das Klima zu retten, mit dem Kampf gegen den Kapitalismus verbinden, sonst sehen wir uns in baldiger Zukunft, egal unter welcher Regierung, mit demselben Problem konfrontiert. Die kommenden Wahlen am 29. September sind hierbei wieder ein Gradmesser für das politische Bewusstsein der Gesellschaft und der Bewegung.

In einer Welt, in der 60% aller Emission von 90 Konzernen verursacht werden, muss man für die Rettung des Klimas über den eigenen Tellerrand blicken. Sich der Illusion hinzugeben, dass individuelle Konsumentscheidungen allein das Klima retten können, schießt an der Realität vorbei. Natürlich ist es wichtig darauf zu achten, kleine Dinge im Alltag umzusetzen, um z.B. ein Bewusstsein für den Umgang mit der Umwelt zu schaffen, aber es gibt Themen, die wesentlich drängender sind. Wir dürfen die Großkonzerne die alles produzieren und auch noch den ganzen Profit einheimsen, nicht aus ihrer Verantwortung ziehen. Die Rettung unseres Planeten ist zu wichtig, als dass man sie auf die individuellen Entscheidungen jeder einzelnen Person abwälzt. In einer Welt in der über 2,3 Mrd. Menschen in Armut leben bzw. armutsgefährdet sind, ist es für viele Menschen einfach nicht möglich ihre Konsumentscheidungen auf 100% Nachhaltigkeit umzustellen, weil das Geld dafür, oder der Zugang fehlt. Auf der anderen Seite sind viele dieser angeblich nachhaltigen Sachen mehr Marketing als langfristige Alternativen und auf einen Großteil der Produktion wie Energie, Rohstoffe und Produktionsmittel haben normale Menschen eigentlich keinen Einfluss. Aber was können wir dann tun?

Bewegungen wie Fridays for Future haben das beste Potenzial zu einer starken Waffe zu werden. Ihnen fehlt es aber noch an organisierter Basis. Vor allem an den Schulen selbst, sollten wir die Leute sammeln, die sich für dieses Thema stark machen. In Form von Schulkomitees und Gruppen, kann man so im Kleinen Aktionen planen, diskutieren und die Bewegung weiterbringen. Genauso müssen wir aber unsere Kämpfe mit dem Kampf der Arbeiter*innenklasse verbinden. Auf ihrer Arbeit und Ausbeutung fußt das gesamte System, daher sind sie auch die Kraft die mit dem Mittel des Generalstreiks das System effektiv zum Wanken bringen und letztlich auch stürzen kann.

Wenn du Fragen hast, wie so etwas genau aussieht, wie man das aufbaut und anleitet, dann komm doch mal bei einem unserer Treffen an jedem Freitag im Amerlinghaus Raum 4 um 18 Uhr vorbei, oder plauder einfach mal mit Leuten von Revolution bei der nächsten Aktion.


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