Für eine Revolution der Arbeiter*innenklasse?

Viele Menschen halten die Idee des Sozialismus oder manchmal sogar des Kommunismus für prinzipiell ganz nett, aber die Praxis hätte dann doch gezeigt, dass es sich dabei um nicht umsetzbare Konzepte handelt. Als Argument wird dafür oft auch angeführt, dass die traditionelle Industriearbeiter*innenschaft, die 12,14 oder 16 Stunden in dunklen, stickigen Fabrikhallen des 19. Jahrhunderts gearbeitet hat, heute nicht mehr existiert. Auch die Idee einer erfolgreichen sozialistischen Revolution ist daher für viele ein Wunschdenken von idealistischen Wirrköpfen. Doch als marxistische Organisation geht es uns nicht darum irgendwelchen Utopien nachzurennen, sondern die realen gesellschaftlichen Umstände und die Probleme der Menschheit zu analysieren und daraus aufbauend eine Änderung der Verhältnisse abzuleiten.

Natürlich ist es klar, dass sich die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation in vielen Ländern im letzten Jahrhundert recht stark geändert hat. Viele westliche „Industrie“-Staaten wurden immer mehr zu sogenannten Dienstleistungsgesellschaften, wo nicht mehr die Produktion von Gütern in Fabriken, sondern eben Dienstleistungen im Mittelpunkt stehen. Doch für Marxist*innen ist die Arbeiter*innenklasse nicht einfach nur die Menschengruppe, die in einer Fabrik arbeiten und riesige Maschinen bedienen muss. Vielmehr besteht die Arbeiter*innenklasse – kurz gesagt – aus jenen Menschen, die gezwungen sind für ein Unternehmen arbeiten zu gehen. Das heißt ob man jetzt in einem Friseursalon, einem IT-Unternehmen oder im Supermarkt arbeitet ist egal, vielmehr ist die relevante Frage, ob man selbst sogenannte Produktionsmittel – Maschinen, Gebäude, etc. – besitzt. Auch die Idee, dass die klassische Indsutriearbeiter*innenschaft so nicht mehr existiere ist auch nur für eine begrenzte Anzahl an Ländern gültig, in Asien, Afrika und Südamerika gibt es heute hunderte Millionen von Industriearbeiter*innen.

Natürlich ist zum aktuellen Zeitpunkt die Mehrheit der Arbeiter*innenklasse nicht revolutionär gesinnt und hegt sehr oft auch dazu noch reaktionäre Vorurteile. Als Marxist*innen orientieren wir uns aber nicht auf die Arbeiter*innenklasse wegen ihres aktuellen Bewusstseins. Vielmehr ist die relevante Frage wer im heutigen Gesellschaftssystem sowohl die Möglichkeit als auch ein objektives Interesse hat um dieses System zu stürzen. Die Arbeiter*innenklasse hat durch ihre Stellung in der Produktion die Möglichkeit mittels Streiks, Fabriksbesetzungen und ähnlichem den Kapitalismus in seinem Herzen zu treffen – in der Erwirtschaftung von Profit. Dadurch lassen sich wichtige Reformen und Verbesserungen gegen die Kapitalist*innen durchsetzen. Aber ein großer Streik – insbesondere ein Generalstreik – kann auch hilfreich für den Sturz des Kapitalismus sein. Die Arbeiter*innenklasse produziert für die Kapitalist*innen und diese verdienen an ihr, deshalb hat die Arbeiter*innenklasse ein objektives Interesse daran dieses Ausbeutungsverhältnis zu beenden.

Das letzte Jahrhundert hat immer und immer wieder gezeigt, dass eine grundlegende Änderung dieser kapitalistischen Verhältnisse nicht einfach durch Reformen erreicht werden kann. Vielmehr ist es notwendig den bürgerlichen Staat zu zerschlagen und durch eine neue, höhere Form der Demokratie, eine Rätedemokratie zu ersetzen. Auch der Kapitalismus hat nicht immer existiert und ist in vielen Ländern durch eine Revolution erst möglich geworden (wie in Frankreich durch die Französische Revolution). Es ist deshalb etwas absurd zu glauben, dass der Kapitalismus, anders als alle Gesellschaften vor ihm, eine ewige Existenz hätte. Deshalb brauchen wir auch heute eine sozialistische Revolution, die Unterdrückung, Ausbeutung und ökologische Katastrophe abschafft und durch die, direkte demokratische Mitbestimmung der Mehrheit in deren Interesse organisiert ist.