Kein annehmbarer Kompromiss: Weiter gegen diese Zentralmatura

Kurz vor der tatsächlichen Einführung des Projekts „Zentralmatura“, die die SPÖVP-Regierung seit Jahren gegen alle Erfahrungsberichte und Kritiken durchsetzen will, regt sich tatsächlich Widerstand unter Österreichs Schüler_innen. Sogar die Bundesschüler_innenvertretung, die von der konservativen „Schülerunion“ gestellt wird rief zu Protesten und Aktionen, gemeinsam mit Aktivist_innen verschiedener Facebook-Initiativen auf. Den geplanten Schulstreik am 12.12. wollte dieses „Trio“ aber absagen, nachdem sie schon die Aktion am 6.12. boykottiert hatten, weil sie angeblich eine Lösung gefunden hatte. Diese Einigung ändert vor allem den komplizierten Benotungsschlüssel, richtet eine Lernplattform ein und führt eine Mindestvorbereitungszeit zwischen Prüfungsrunden ein. An den Hauptproblemen der Zentralmatura – die unzureichende Vorbereitung bisher, das Auslöschen des Einfluss von Schüler_innen auf den Lehrplan und die Entwicklung in Richtung standardisierte Knock-Out-Prüfung – ändert sich aber nichts. Diese Lösung ist aber ein fauler Kompromiss: Schülerunion und Bundesschülervertretung sind eingeknickt und haben die Schüler_innen verraten! Wir streiken trotzdem!

Ja, eine gemeinsame, vergleichbare Matura ist an sich etwas Fortschrittliches. Wir von REVOLUTION treten dafür ein, dass alle Schüler_innen dieselben Qualifikationen aus der Schule mitnehmen und ihr Abschluss gleich viel wert ist – egal ob sie auf Schulen in „besseren Gegenden“ oder in Arbeiter_innenbezirken gehen. Das ist im Moment nicht so, und dagegen kämpfen wir. Aber diese Zentralmatura schiebt das als Vorwand vor, um einige massive Verschlechterungen im Bildungsbereich durchzusetzen. Der Einfluss von Schüler_innen auf den Lehrinhalt, der im Moment ohnehin schon kaum besteht und nur informell mit manchen Lehrer_innen verhandelbar ist (welche Bücher gelesen werden oder welche Stoffgebiete uns besonders interessieren) soll hier ganz unmöglich gemacht werden. Die Ausrichtung der Zentralmatura – dass in Mathematik nur ein Lösungsweg erlaubt ist, einzelne Fehler das ganze Beispiel „wertlos“ machen – erinnert nicht nur zufällig an standardisierte Tests, die mit dem Computer ausgewertet werden. REVOLUTION fordert stattdessen eine gemeinsame Erarbeitung der Lehrinhalte durch demokratische Prozesse, in denen jede_r Schüler_in, jede_r Lehrer_in eine Stimme hat – im Sinne einer radikalen Demokratisierung der Schulen!

Standardisierte Tests gibt es zum Beispiel in den USA, und sie bewirken dass vor allem die Schüler_innen gute Noten bekommen, die sich teure Bücher und Vorbereitungskurse leisten können – weil solche Standardtests noch mehr als jetzt vor allem die Fähigkeit abprüfen, eine bestimmte Art von Fragen zu beantworten. Die soziale Trennung in der Bildung ist so schon eine Katastrophe, diese Zentralmatura macht das nur noch schlimmer! Auch dieses Problem wurde durch den Schülerunion-“Kompromiss“ nicht beseitigt, nicht einmal angesprochen.

Die Zentralmatura erinnert, vor allem wegen des schlechten Notendurchschnitts bei den Testläufen stark an die Knock-Out-Prüfungen an den Universitäten, wo in den ersten Semestern nur ein bestimmter Prozentsatz die Prüfungen bestehen darf, um möglichst wenigen Studierenden einen Studienplatz stellen zu müssen. Bei der Zentralmatura orientiert sich die positive Note zwar an einer Mindestpunkteanzahl, aber genau so argumentieren es die Lehrenden an den Universitäten auch – und die Schwierigkeit der Prüfungen wird einfach an das Niveau des jeweiligen Jahrgangs angepasst. Zusammen mit dem geplanten „Lehrer_innendienstrecht neu“, dass die Arbeitsbedingungen und Bezahlung von Lehrer_innen verschlechtert und die Qualität unseres Unterrichts weiter abbaut wird die „Bidlunsgreform“ zum Angriffspaket.

REVOLUTION sagt Nein zum Ausräubern unserer Bildung – kämpfe auch du mit uns gegen soziale Auslese, Kürzungen, ein undemokratisches Schulsystem und Elitenbildung!

SCHULSTREIK-DEMONSTRATION DONNERSTAG DEN 16. DEZEMBER 2013 09:00 PARLAMENT