Nach dem Massaker in Orlando

Vor fast einem Jahr war ein Tag der Freude, als in allen USA Staaten endlich homosexuelle Paare offiziell heiraten durften. Seitdem hat sich die Lage von LGBT Personen in Nordamerika aber leider kaum verbessert. Neben der Diskriminierung, der LGBT Menschen immer noch dank unserer homo- und transphoben Gesellschaft ausgesetzt werden, wurde erst am 23. März in North Carolina die HB2 (kurz für House Bill 2) durchgesetzt, eine Gesetzesnovelle welche transgender Personen dazu zwingt, die Toiletten zu benutzen, die dem Geschlecht auf ihrem Geburtszertifikat entsprechen. Und letztens, am 12 Juni, geschah die tödlichste Attacke auf LGBT Personen in der amerikanischen Geschichte in einer Bar für Homosexuelle.

Die Bar in Orlando, Florida, genannt „Pulse“, wurde 2004 von Barbara Poma und Ron Legler eröffnet und war ein/e beliebte/r Nachtclub und Schwulenbar. Der Name kommt vom Pomas Bruder, der 1991 an HIV starb und soll dazu dienen, dass sein Puls weiterhin besteht.

Um 2 Uhr morgens fing der Täter Omar Mateen an loszuschießen und tötete letztendlich 49 Personen und verletzte 53, bis er um 5 Uhr von der Polizei erschossen wurde. Es war „Latin Night“ und das Event wurde von nichtweißen Transfrauen organisiert.

Dieses Attentat war eindeutig homophob motiviert und nicht religiös, da er laut seiner Familie nicht praktizierte. Omars Vater sagte, dass sein Sohn wütend wurde, als er sah wie sich zwei Männer in Miami küssten. Ein ehemaliger Arbeitskollege bezeugt ebenfalls, dass er regelmäßig Frauen, homosexuelle, schwarze und jüdische Leute beschimpfte und regelmäßig darüber redete, Leute töten zu wollen. Er arbeitete als Sicherheitsbediensteter und wollte Polizist werden.

Gleich nach dem Attentat wurde wieder einmal versucht dieses schreckliche Attentat für rassistische Hetze zu missbrauchen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump forderte ein Einreiseverbot für Muslime, sowie aus Regionen in denen es „eine bewiesene Geschichte des Terrorismus gegen die USA, Europa oder andere Verbündete“ gebe. Wir stellen uns entschieden gegen eine Instrumentalisierung dieses Verbrechens durch die imperialistischen Bourgeoisien, insbesondere durch die radikale Rechte und rassistische Medien.

Für Amokläufe und mass-shootings ist Amerika ja inzwischen weltweit bekannt geworden. Doch scheinen sich die Schlagzeilen etwas zu verlaufen, wenn es um Minderheiten geht, die von diesen Gräueltaten betroffen sind. Anstatt sofort auf ein religiös motiviertes Attentat zu schließen, sollte sich der amerikanische „Rechtsstaat“ mal selber ins Kreuzverhör nehmen. Trotz der Legalisierung von homosexuellen Ehen, scheint die Gesetzeslage für LGBT Menschen kaum besser zu sein, als in den Jahren zuvor. In einem Land in dem „Trans/Gay-Panic“, also panische Angst vor transgender Personen, als strafmildernder Faktor herangezogen werden kann, sollte es kein Wunder sein, dass Anschläge wie dieser zwar der Gipfel des Eisbergs, aber noch längst nicht alles sind.

So zeigt sich mal wieder, dass bei Forderungen wie „Annerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe“ noch lange kein Ende sein kann. Wir brauchen gesamtgesellschaftliche Veränderungen damit LGBT-Menschen endlich ein normales Leben ohne Gewalttaten führen können. Wir müssen den Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und Geschlechteridentität mit dem Kampf gegen diese Gesellschaft und dieses Wirtschaftssystem verbinden. Denn nur gemeinsam sind wir stark und können gegen Ausbeutung und Diskriminierung ankämpfen.