Jugendunterdrückung und unabhängige Jugendorganisation

Wer ist eigentlich diese Jugend

Die Jugend im Kapitalismus ist eine spezifische Phase in der Entwicklung des Menschen zwischen der Kindheit, ein Stadium in dem die Grundvoraussetzungen zur gesellschaftlichen Teilhabe wie Sprache und zwischenmenschlicher Umgang anerzogen werden, und dem vollwertigen Eintritt in die „Arbeitswelt“. Somit ist die Jugend im Proletariat ein reproduktiver Lebensabschnitt, der zur Herstellung der Anforderungen an den Arbeitsprozess dient. Die Jugend anderer Klassen hingegen wird auf die Anforderungen ihrer jeweiligen Zukunft in ihrer Klasse ausgebildet.

Dabei ist die Jugend als verallgemeinertes Phänomen, also als klassenübergreifendes, erstmalig im entwickelten Kapitalismus entstanden. Dies liegt an den stetig zunehmenden Anforderungen an die Arbeitskräfte im Zuge der regelmäßigen technischen Erneuerungen in der Produktion. Der Prozess der Ausbildung findet zumeist außerhalb eines konkreten Berufes statt und produziert deshalb keinen Mehrwert für die Kapitalist*innen. Das macht es für einzelne Unternehmen sehr teuer und aufwändig, die gesamte Ausbildung (abgesehen von einer spezifischen Spezialisierung) zu übernehmen, da sie ansonsten im Wettbewerb gegenüber anderen Unternehmen unterliegen würden, die das nicht machten weil die Arbeiter*innen auch einfach zu neuen Kapitalist*innen wechseln könnten. Deshalb ist der Staat, der im allgemeinen das gemeinsame Interesse der Kapitalist*innen vertritt, gezwungen diese Ausbildungen vorzunehmen, während die Unternehmen lediglich spezialisiertes Wissen vermitteln.

Dies führt zu zwei Sichtweisen auf die Jugend. Zum einen wird sie als Phase der individuellen Bereicherung an Wissen betrachtet, zum anderen als unproduktiv, somit gering wertgeschätzt und deshalb auch nicht entlohnt. Bei der Jugend handelt es sich um die Reproduktion der Klassengesellschaft und des herrschenden Bewusstseins. Dies wird zu aller erst der bürgerlichen Kleinfamilie aufgetragen, von der Jugendliche finanziell abhängig sind. Um die Phase der Entwicklung den kapitalistischen Ansprüchen anzupassen, sind Jugendliche auch rechtlich stark eingeschränkt, so dürfen sie nicht wählen, über ihren eigenen Körper nicht vollkommen selbst entscheiden, haben kein Recht auf die Verfügung über ihr Eigentum und unterliegen hierbei der Bevormundung von Familie, Ausbildungsstätte und Staat.

Die Länge der Jugend ist hierbei jedoch nicht immer und überall gleich. So können wir in vielen halbkolonialen Nationen im Zuge der Krise nicht von einer Verlängerung der Jugend sprechen. Dort ist die Familie viel mehr noch eine Einheit, die teilstaatliche Aufgaben übernimmt, wie Kranken- und Altenpflege, aber auch größere Teile der Kindererziehung. Aufgrund dessen ist eine Finanzierung der unbezahlten Ausbildung nur in den wohlhabenderen Schichten der Arbeiter*innenklasse, des Kleinbürger*innentums oder der Bourgeoisie möglich. Das führt dazu, dass große Teile der Jugend schon früh arbeiten gehen müssen. In vielen halbkolonialen Ländern kann deshalb nicht von Jugend als einer allgemeinen Gegebenheit gesprochen werden. Jugend gibt es im imperialistischen Weltsystem, welches die Lebensgrundlagen der überausgebeuteten Arbeiter*innen systematisch unterhöhlt, nicht überall.

In imperialistischen Nationen erleben wir eine teilweise Verlängerung der Jugend. Begriffe wie „Generation Praktikum“ sprechen für einen schleichenden, verlängerten Übergang in die Arbeiter*innenklasse in weitgehend unbezahlter Weise – im Schnitt beträgt der Lohn für ein Praktikum weitaus weniger als die Mindestlöhne. Aber auch junge Arbeiter*innen werden vermehrt als Lohndrücker*innen eingesetzt über Leih- und Zeitverträge, Werkverträge oder auch geringfügige Beschäftigungsverhältnisse.

Im Gegensatz zu anderen Unterdrückungsformen im Kapitalismus endet die Jugendunterdrückung mit dem Erwachsenwerden, aber nicht abrupt mit der Volljährigkeit, sondern erst im Verlauf mehrerer Jahre. So findet eine rechtliche und strafmündige Gleichstellung auf der einen Seite, eine wirtschaftliche Eigenständigkeit auf der anderen Seite meist ungleichzeitig statt. Darüber hinaus wird den Jugendlichen oftmals aufgrund eines fehlenden Erfahrungsschatzes die eigenständige Entscheidungsfähigkeit abgesprochen. Unser Ziel ist die Abschaffung der Jugend als eine Unterdrückungsform – nicht jedoch ihrer positiven Errungenschaften. Wir kämpfen somit gegen rechtliche Benachteiligung, wie dem Ausschluss vom flächendeckenden Mindestlohn. Auch die Isolierung der Jugend innerhalb ihrer Ausbildung muss abgeschafft werden, um die Notwendigkeit und das gesamtgesellschaftliche Interesse für die einen zu verdeutlichen, während die anderen ihren Lernprozess besser mit konkreten und produktiven Anforderungen verbinden können.

Kampf der Jugendunterdrückung!

Als Jugendliche sind wir in der Schule, am Arbeitsplatz, im Rechtssystem und in der Familie Unterdrückung unterworfen. Wenn wir überhaupt das Glück haben, in einem Land geboren zu werden, in dem es öffentlich zugängliche Schulbildung gibt, werden wir von Lehrer*innen bevormundet sowie durch Leistungsdruck und Konkurrenz auf „den Arbeitsmarkt vorbereitet“. Wenn wir schon in jungen Jahren arbeiten müssen, dann bekommen wir deutlich weniger Lohn und müssen oft unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum Jugendliche sich so oft gegen den Kapitalismus und seine Auswirkungen zur Wehr setzen. Jugendunterdrückung heute ist eng mit dem Kapitalismus verknüpft und kann nur durch dessen Überwindung abgeschafft werden. Als Spaltungslinie innerhalb der Gesellschaft ist Jugendunterdrückung äußerst nützlich für das herrschende System. Sie existiert zusätzlich zur strukturellen Überausbeutung (die ein „normales“ Maß überschreitet) von großen Teilen der arbeitenden Jugend.

Gleiche Rechte und Möglichkeiten

Jugendliche sind in unterschiedlichsten Ländern unterschiedlichsten Formen der rechtlichen Unterdrückung unterworfen. Wir dürfen nicht über unseren eigenen Körper entscheiden – unsere Eltern oder Erziehungsberechtigten „übernehmen“ das für uns. Unsere Erziehungsberechtigten dürfen bis zur Volljährigkeit über unser Eigentum entscheiden – wenn wir überhaupt das Recht darauf haben. In fast allen Ländern liegt das Alter der Strafmündigkeit deutlich unter dem Alter der Volljährigkeit. Die meiste Zeit unserer Jugend verbringen wir rechtlich entmündigt, ohne Wahlrecht, ohne die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben. Grund genug dagegen anzukämpfen.

Die Frage, wann Menschen unserer Meinung nach volle rechtliche Gleichstellung, also die Volljährigkeit, erreicht haben sollten, lässt sich nicht unabhängig von sozialen und wirtschaftlichen Umständen pauschal für alle Länder beantworten. In fast allen Ländern dieser Erde ist sie aber deutlich zu hoch angesetzt und wir kämpfen dafür, dass Jugendliche früher zu ihren vollen Rechten kommen können.

Als Jugendliche haben wir oft noch viel weniger finanzielle Möglichkeiten als der Großteil der Arbeiter*innenklasse und sind deshalb oft dazu genötigt, unsere Freizeit im öffentlichen Raum ohne eine sinnvolle Infrastruktur zu verbringen. Jugendzentren sind oft Mangelware, auch sonstige Angebote sind spärlich und zumeist von oben nach unten angeleitet, eine Selbstorganisierung ist oft kaum möglich. Dies verwehrt uns nicht nur die Möglichkeit, uns besser zu bilden und auf eigene Art zu lernen, sondern auch die Möglichkeit, uns sozial zu organisieren.

Wir fordern deshalb:

  • Frühere rechtliche Gleichstellung von Jugendlichen, angepasst an die Situation der jeweiligen Länder.
  • Wer arbeiten darf, soll auch wählen dürfen! Für das Wahlrecht ab dem Zeitpunkt des legalen Berufseintrittsalters.
  • Für das Recht auf Eigentum und die eigenständige Verfügung darüber!
  • Für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper!
  • Für den massiven Ausbau von Jugendzentren und kostenlosen Zugang zu einem ausgebauten Freizeit- und Kulturangebot für Jugendliche.
  • Selbstverwaltete Freiräume für Jugendliche ohne Zwang und Kontrolle.
  • Kostenloser Zugang zu außerschulischen Kursen und Aktivitäten
  • Für die ökonomische Unabhängigkeit von Schüler*innen, Studierenden und Jugendlichen in Ausbildung! Für ein Mindesteinkommen, angepasst an die Lebenssituation im jeweiligen Land durch die Besteuerung von Reichtum und Kapital.

Erziehung und Ausbildung

Im Kapitalismus gilt die Familie als „Grundeinheit der Gesellschaft“. Diese Sicht findet sich sogar in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wieder. Die klassische bürgerliche Kleinfamilie mit einem Mann als „Familienoberhaupt“ und danach der Frau und den Kindern ist das Ideal nach dem zu streben sei. Für uns Jugendliche bietet die Familie in erster Linie Bevormundung und Abhängigkeit, auch wenn sie oft der einzige emotionale Rückhalt ist, den wir haben – gerade das macht dieses System so tückisch. Für ihre Eltern müssen die Kinder, vor allem in Halbkolonien, kostenlose (Haus)Arbeit verrichten. Weibliche Jugendliche werden schon früh in der Familie in ihre Rolle im Haushalt gedrängt und erfahren oft noch einen größeren Entzug von Rechten und stärkere Abhängigkeit. Wir wollen die bürgerliche Familie als Norm durch andere Formen des Zusammenlebens ersetzen, wo Hausarbeit und Kindererziehung gesamtgesellschaftlich verteilt sind. Das passiert aber nicht auf Knopfdruck, sondern ist ein langer Prozess, den wir auch nach einer Revolution bewusst voran treiben wollen. Wir wollen möglichst viele Aspekte der Erziehung und Bildung unter die Kontrolle der Gesellschaft stellen und an die Stelle von Tradition und Willkür sollen Planung und Wissenschaftlichkeit treten.

Die technisch-industrielle Entwicklung hat es im Kapitalismus notwendig gemacht, dass die zukünftigen Arbeiter*innen eine gewisse Bildung bekommen. Ein System, das auf Profit ausgerichtet ist, wird uns jedoch immer nur so viel Bildung zur Verfügung stellen, wie es unbedingt für das System nötig ist. Eine umfassende, an unseren Interessen ausgerichtete und allgemeine Bildung für alle ist im Kapitalismus also nicht möglich. Um Kosten einzusparen und die soziale Ungleichheit aufrechtzuerhalten wird stattdessen ausgesiebt wo es nur geht. Die herrschende Klasse braucht schließlich ein paar kluge Köpfe in den Chefetagen, aber vor allem eine große Menge an preisgünstigen Arbeitskräften. In Zeiten der Krise bleibt dann für Bildung noch weniger Geld übrig, sodass die Kosten dafür vermehrt ins Private, also in unsere Familien und unsere eigenen Geldbeutel ausgelagert werden. Das hat zur Folge, dass klassenbedingte Bildungsungleichheiten noch stärker zementiert werden.

In Halbkolonien sieht die Lage noch schlechter aus, sodass sogar häufig nur Kinder aus Familien der herrschenden Klasse Zugang zu Bildung haben. Auch hier besteht ein Zusammenhang zwischen dem Entwicklungsgrad der Wirtschaft und dem Maß an Bildung, das Jugendliche erhalten. In Ländern wie Japan oder Südkorea hingegen ist der Leistungsdruck so hoch und das Klima in der Schule so schlecht (z.B. durch Mobbing), dass die Selbstmordraten unter Jugendlichen extrem hoch sind.

Wir kämpfen deshalb:

  • Für kostenlose, flächendeckende Kinderbetreuung rund um die Uhr.
  • Kostenlose Schul- und Universitätsbildung sowie deren Ausfinanzierung durch den Staat. 
  • Für die Kontrolle des Lehrplans durch die Arbeiter*innenbewegung sowie durch uns Jugendliche.
  • Schulpflicht bzw. Ausbildungspflicht bis zur gesetzlichen Volljährigkeit.
  • Für eine gemeinsame Schule für alle ohne soziale Auslese im Kindesalter!
  • Für den Aufbau von Schüler*innen- und Studierendengewerkschaften, dort wo keine existieren! Auch wir müssen uns zu Wehr setzen gegen Kürzungen, Sparmaßnahmen und Unterdrückung an den Schulen und Universitäten!
  • Für massive Investitionen in Bildungseinrichtungen.
  • Schluss mit reinem Frontalunterricht! Für eine Modernisierung des Bildungssystems durch Miteinbeziehung in die Produktion und Förderung des selbstständigen Lernens!
  • Für eine völlige Trennung von Staat und Kirche – Verbot aller religiösen Schulen!
  • Für die Verstaatlichung aller Privatschulen! Bildung muss gesellschaftlich kontrolliert werden!
  • Für den Ausbau von Schutzräume für Kinder und Jugendliche! Niemand soll bei seiner Familie bleiben müssen, wer das nicht möchte!
  • Für die Förderungen neuer Formen des Zusammenlebens beispielsweise durch den Ausbau und die Weiterentwicklung des sozialen Wohnungsbaus!

Wirtschaft und Arbeit

Jugendliche sind zu einem viel höheren Anteil als die Durchschnittsbevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen, oft bietet uns auch die beste Ausbildung keine Garantie für eine glückliche und erfüllte Zukunft. In Ländern wie Griechenland ist jede*r zweite Jugendliche aufgrund der Wirtschaftskrise und der erbarmungslosen Sparpolitik auf der Suche nach Arbeit. Zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg hat eine ganze Generation in Europa keine Aussicht auf ein besseres Leben als ihre Eltern. Wenn wir Jugendliche einen Job finden, bekommen wir oft genug auch nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was unsere älteren Kolleg*innen bekommen. Oft gibt es für Praktika und ähnliches überhaupt keine Entlohnung oder wir müssen uns an Zeitarbeitsfirmen und andere Halunken verkaufen.

In den existierenden Gewerkschaften sind Jugendliche meist stark unterrepräsentiert und ihre Anliegen finden nur wenig Gehör. Hier müssen wir uns unsere Stellung erkämpfen und mehr Jugendliche in Gewerkschaften organisieren, um keine zusätzliche Spaltung der Arbeiter*innenklasse zu ermöglichen und als Lohndrücker*innen missbraucht zu werden.

In vielen Ländern der Welt zählt Kinderarbeit noch immer zur traurigen Realität. Es dürften insgesamt etwa eine Viertelmilliarde arbeitende Kinder geben. Weltweit sind Millionen von Jugendlichen von Armut und Hunger betroffen und müssen in Slums oder auf der Straße um ihr Überleben kämpfen. All das obwohl wir noch nie dagewesen technische und produktive Möglichkeiten haben, um zum Beispiel alle Menschen auf der Welt zu ernähren. Das aktuelle System bietet uns keine Perspektive. Für eine sinnvolle Zukunft müssen wir es bekämpfen und besiegen.

  • Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit – international!
  • Arbeitszeitverkürzung und Aufteilung der Arbeit auf alle Hände bei vollem Lohnausgleich.
  • Mindestlohn für Jugendliche und junge Arbeiter*Innen, auch für solche, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben!
  • Für volle und unbefristete Übernahme aller Jugendlichen nach der Ausbildung – bei Verweigerung der Übernahme Strafzahlung!
  • Für die Abschaffung aller Quoten, die die Übernahme beschränken.
  • Volle wirtschaftliche Rechte – inklusive des Rechts auf Arbeitsniederlegung – für Jugendliche!
  • Kampagnen zur gewerkschaftlichen Organisierung von Jugendlichen.
  • Gerechte Repräsentanz in den Gremien der Gewerkschaften, wir wollen uns nicht bevormunden lassen.
  • Verbot und Bekämpfung von Kinderarbeit – auch durch bessere Bezahlung für erwachsene Lohnabhängige!
  • Massive staatliche Investitionen in Bildung, Soziales, Umwelt und Gesundheit. Für ein staatliches Beschäftigungsprogramm – kontrolliert durch die Arbeiter*innenbewegung

Kapitalismus macht krank

Der tagtägliche Leistungsterror macht uns krank! Mittlerweile ist knapp ein Fünftel aller Jugendlichen besonders anfällig für psychische Erkrankungen. Dies nimmt vor allem im Laufe der Krise zu, sind es doch wir Jugendlichen, die von verstärkter Unsicherheit, Lohndrückung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes im Interesse des Kapitals besonders betroffen sind. Die kapitalistische Ideologie erzählt uns, dass alle alles schaffen können, wenn man sich nur richtig anstrenge. Stattdessen sind unsere Chancen meist durch unseren Klassenhintergrund und andere Unterdrückungsmechanismen vorbestimmt. Viele von uns denken aber, dass nicht die Gesellschaft, sondern sie selber daran schuld seien, weshalb viele Jugendliche unter geringem Selbstbewusstsein und teilweise selbstauferlegtem Leistungsterror leiden. Aber nicht nur das, durch die strikte Trennung von Arbeit und Bildung in der Schule wissen wenige, was sie in dieser Gesellschaft werden wollen und sind dadurch besonders anfällig für Erkrankungen. Andere zerbrechen unter dem Druck gesellschaftlicher Schönheitsideale oder Sexualnormen. Wiederum andere werden zu Kranken gemacht, durch den Stempel der Behinderung. Das kann bereits bei Verhaltensauffälligkeiten passieren. Dabei ist es ein gesellschaftliches Problem, das auch nur durch bewusste gesellschaftliche Integration und volle Ausfinanzierung von Behandlungsangeboten gegen psychische und physische Behinderungen, eine Förderung der Forschung und durch gemeinschaftliche Ausbildungsangebote ausgeglichen werden kann. Denn es ist die Gesellschaft die uns krank macht!

Wir fordern:

  • Massive Investitionen in das Bildungs- und Gesundheitswesens unter Besteuerung der Reichen – für die bedarfsgerechte Personaldeckung!
  • Weg mit der religiösen oder sonstigen Brandmarkung von Behinderungen. Für eine Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen aller orientiert und nicht die Menschen mit besonderen Bedürfnissen als „Behinderte“ abstempelt und isoliert!
  • Stoppt die Diskriminierung von Menschen mit „Behinderung“ und nieder mit den physischen und sozialen Barrieren im öffentlichen Raum!
  • Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen! Psychische Probleme als legitimen Krankheitsgrund anerkennen. Für breite Aufklärungskampagnen und besseren Umgang mit Betroffenen in Schulen, Unis und Betrieben!
  • Für die volle Bezahlung von Menschen, die nach ihren Möglichkeiten einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Für eine unabhängige Jugendorganisation

Um sich gegen die Angriffe des Kapitalismus zu wehren brauchen wir eine unabhängige Jugendorganisation, die auf Aktionen orientiert ist und auch auf radikale Protestmaßnahmen wie Demonstrationen, Schul- und Unistreiks, Besetzungen, Blockaden und organisierte Selbstverteidigung setzt. Ihre Protestmaßnahmen für konkrete Reformen müssen aber immer mit einer revolutionären Perspektive zur Überwindung des Kapitalismus verbunden werden. Das heißt dass wir eine unabhängige, breite, kämpferische und antikapitalistische Jugendorganisation brauchen.

Im Gegensatz zu den meisten reformistischen und zentristischen Organisationen vertreten wir das Konzept einer UNABHÄNGIGEN Jugendorganisation. Für uns bedeutet das nicht nur organisatorische, sondern auch finanzielle und somit auch politische Unabhängigkeit. Wegen ihrer besonderen Stellung als unterdrückte Schicht in der Gesellschaft wollen wir, dass Jugendliche sich selbst, abseits von jeder Bevormundung, organisieren. Außerdem kann eine unabhängige Jugendorganisation auch immer dazu beitragen den Kurs revolutionärer Organisationen zu korrigieren, falls diese politisch schwächer werden, genauso wie das umgekehrt auch möglich ist. Wir fordern deshalb auch alle fortschrittlichen Jugendorganisationen auf sich unabhängig von ihren Mutterparteien zu organisieren.

Die größte Jugendorganisation in Österreich ist zurzeit die Sozialistische Jugend (SJ). Sie ist jedoch nicht unabhängig von der SPÖ, einer Partei die in den letzten Jahren vor allem durch andauernden Verrat an der Arbeiter*innenklasse, den Jugendlichen und den Unterdrückten aufgefallen ist. Eine Jugendorganisation, deren Rolle es ist, radikale Kämpfe auszulösen und anzuführen darf von einer solchen Partei nicht abhängig sein. Sie wird dadurch bei radikalen Protestmaßnahmen eingeschränkt.  In der SJ ist dieser Umstand offensichtlich, der Partei nahestehende Gruppen bremsen hier Kämpfe gegen Maßnahmen, die die „eigene“ Partei in der Regierung durchsetzt. Andernfalls könnte die SJ aber auch nicht auf die großzügige Unterstützung der SPÖ setzen. Dies führt dazu, dass politische Zugeständnisse gemacht werden, die den Interessen der Jugendlichen widersprechen. Wenn die SJ aber den Anspruch hat, eine sozialistische und marxistische Jugendorganisation zu sein, dann muss sie sich von der SPÖ unabhängig erklären, auch wenn das den Verlust finanzieller Vorteile bedeuten würde. Die Führung der SJ wird in ihrer Mehrheit dem niemals zustimmen – da es auch für sie den Verlust ihrer Privilegien und möglicher Posten in der SPÖ bedeutet. Deshalb muss von der Basis Druck ausgeübt werden, um diese Forderung durchzusetzen.

Ein Prozess der Loslösung der fortschrittlichsten Teile der SJ vom Apparat der SPÖ ist eine wichtige Aufgabe für eine revolutionäre Jugendorganisation. Die SJ ist trotz ihrer politischen Fehler eine wichtige Anlaufstelle für kämpferische Jugendliche, und viele der Aktivist*innen nehmen den politischen Kampf sehr ernst. Diese Teile wollen wir für die Idee und den Aufbau einer unabhängigen Jugendorganisation genauso gewinnen wie nicht organisierte Jugendliche. Darum versuchen wir in Fragen, wo Kämpfe gemeinsam geführt werden können, mit der SJ und allen anderen fortschrittlichen Kräften zusammenzuarbeiten. Dies tun wir um politische Positionen zu diskutieren, aber auch um in der Praxis zu beweisen, dass revolutionäre Taktiken und kämpferische Aktionsformen der richtige Weg in den Kämpfen der Jugend und der Unterdrückten sind. Und es gibt auch Strömungen in der SJ, die für mehr Unabhängigkeit und einen radikaleren Kurs kämpfen. Gerade an diese Phänomene, die die Unzufriedenheit aktiver Mitglieder mit dem gegenwärtigen Kurs der SJ beweisen, muss angeknüpft werden!

Denn nur mit einer unabhängigen, kämpferischen und antikapitalistischen Jugendorganisation wird es möglich sein nicht nur die Angriffe auf uns Lehrlinge, Schüler*innen, Student*innen und junge  Arbeiter*innen und Arbeitslose abzuwehren, sondern auch die Wurzel der Probleme – den globalen Kapitalismus – zu bekämpfen. Diese Jugendorganisation muss, um erfolgreich in ihrem Kampf zu sein, die Verbindung zur Arbeiter*innenklasse suchen. Denn auch wenn Jugendliche eine wichtige Rolle in Kämpfen spielen, sind es die Arbeiter*innen, die die wirtschaftliche Macht besitzen mit Streiks und anderen Formen des Widerstandes Druck auf die Kapitalist*innen auszuüben. Unabhängigkeit einer Jugendorganisation bedeutet deshalb politische, organisatorische und finanzielle Unabhängigkeit um den speziellen Formen der Unterdrückung, denen junge Menschen im Kapitalismus ausgesetzt sind, begegnen zu können. Sie bedeutet aber natürlich nicht die Unabhängigkeit von der Arbeiter*innenklasse und deren Kämpfe!

  • Für die breite und gemeinsame Organisierung in einer revolutionären Jugendorganisation von Jugendlichen, die gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Kapitalismus kämpfen wollen!
  • Für die finanzielle und politische Unabhängigkeit der Jugendorganisation – für die Zusammenarbeit mit der Arbeiter*innenklasse und revolutionären Organisationen!
  • Für den Aufbau einer internationalen, revolutionären Organisation, die für die Interessen der Jugendlichen weltweit kämpft!
  • Vereinigen wir unsere Kräfte ohne unsere Unterschiede zu leugnen – für die Zusammenarbeit fortschrittlicher Jugendorganisationen in einzelnen Kämpfen!
  • Kämpfen wir gemeinsam gegen Kürzungen, Entlassungen und den Versuch uns Jugendliche wegen unserer Herkunft, Sprache, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung zu spalten!
  • Für den gemeinsamen Kampf junger Arbeiter*innen in den Gewerkschaften und Betriebsräten! Für eine revolutionäre Jugendpolitik in der Gewerkschaft!