Schulstreik – Was wir schon erreicht haben und wie es weitergehen soll!

Schulstreik; 02.04.09, 20.04.09 und 24.4.09

Was wir schon erreicht haben…

und wie es weitergehen soll!

Schon vor dem ersten Schulstreik hat es geheißen, wir SchülerInnen wären von den LehrerInnen „instrumentalisiert“ worden und hätten keinerlei eigene politische Meinung, beziehungsweise politisches Interesse oder Engagement. 3.000 SchülerInnen widerlegten diese Meldungen jedoch tatkräftig, als sie am 02.04. auf die Straße gingen.

In unzähligen Schulen waren Mitglieder der Jugendorganisation REVOLUTION, und anderen Organisationen wie der Funke unterwegs um die SchülerInnen über diesen ersten Streik zu informieren. Doch Lob gebührt garantiert auch den vielen Freiwilligen die im Hintergrund für den Streik gearbeitet haben. Sei es durch Massen- Sms oder spontane KlassensprecherInnentreffen in den Schulen – alle drei Streiks hatten auch ein starkes spontanes Element.

Auch wenn es an vielen anderen Schulen, zum Beispiel in Niederösterreich, an Information mangelte, haben es 3.000 SchülerInnen trotz alledem geschafft, die Frau Bildungsministerin Schmied ein Stückchen von ihrem hohen Ross zu stoßen. Nach dem ersten Schulstreik ging ihre Forderung praktisch augenblicklich von zwei Stunden auf eine Stunde runter. Doch nicht einmal mit einer halben Stunde Mehrarbeit wären Lehrer und Schüler einverstanden. Deshalb gingen wir wieder auf die Straße.

Der Schulstreik am 20.04. war noch viel größer als der am 02.04. Auch wenn es in Wien laut Polizei, selbst mit 2.500 SchülerInnen weniger als ein paar Wochen zuvor waren, hatten sich in ganz Österreich 10.000 SchülerInnen auf die Barrikaden gestellt. In fast allen Landeshauptstädten –außer in Klagenfurt- machten SchülerInnen ihrem Frust lauthals Luft. Androhungen wie unentschuldigte Fehlstunden und disziplinäre Maßnahmen für alle Streikenden hielten kaum jemanden ab.

Slogans wie „Nein, nein, nein, zur Mehrarbeit!“ „Claudia Schmied ist Bildungsterrorist“, „Bildung bloß für Reiche? Nur über unsre Leiche!“, „Bildung für alle, sonst gibt’s Krawalle““ und „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“, machten deutlich wofür wir kämpften. Es ging auch um die Interessen der lohnabhängigen Allgemeinheit. Wenn es durch gegangen wäre, dass Lehrer unbezahlt mehr hätten arbeiten müssen, hätte sich keine andere Berufsgruppe mehr „sicher“ fühlen können, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal droht.

Außerdem wollen wir den Generationen nach uns die Möglichkeit auf eine bestmögliche Ausbildung zukommen lassen. Warum soll das Einkommen der Eltern darüber bestimmen, wie unsere Zukunft auszusehen hat?

Der zweite Schulstreik brachte uns wieder ein großes Stück weiter: Claudia Schmied widerrief ihre Forderungen für Mehrarbeit. Ein Erfolg? Bestimmt, doch der nächste Aufreger ließ nicht lange auf sich warten: Die Gewerkschaftsspitze einigte sich am Tag des Streiks mit der Frau Bildungsministerin auf einen faulen Kompromiss: Die LehrerInnen müssen nicht mehr zwei Stunden, sondern LehrerInnen und wir SchülerInnen fünf Tage mehr arbeiten. Die Schulautonom freien Tage wären gestrichen.

Es ist klar, auf wen bei dieser Einigung geachtet wurde. Nämlich auf die privilegierte Gewerkschaftsspitze. Diese brauchen nämlich sowieso keine Angst haben ihren Job zu verlieren, sie haben ohnehin genug Geld im Börserl und müssen sich keine Sorgen um die Zukunft zu machen.

Die, die davon wirklich betroffen sind, LehrerInnen und SchülerInnen, wurden vollkommen vergessen. Nach allgemeiner Empörung wurde neu verhandelt. Fortan würden uns zwei Tage weiterhin frei bleiben. An diesen Tagen hätten die LehrerInnen „freiwilligen“ Förderunterricht anzubieten. Das würde im Prinzip bedeuten, dass nur mehr die „guten Schüler“ sich ein verlängertes Wochenende leisten können.

Alle Versuche der Bildungsministerin die Mehrheit wieder zu besänftigen, scheiterten jedoch und stoppten uns nicht mehr. Seit Dienstag, 21.04. wurden neue Plakate und Transparente gebastelt. Massen- sms erreichten jedeN SchülerIn in Österreich mit einem Handy. Und wer kein Handy hatte erfuhr die brennende Neuigkeit von seinen Freunden: Die SchülerInnen gehen wieder auf die Straße! Dieses Mal gab es bei den meisten das Gefühl, es ginge noch viel mehr um die Interessen von uns SchülerInnen als bei den zwei letzten Streiks.

Allein in Wien schafften wir es 30.000 SchülerInnen zu mobilisieren. Österreichweit waren rund 60.000 engagierte Jugendliche in Streik getreten. Wobei die zweite Zahl aus den Medien stammt, die in solchen Fällen zu starken Untertreibungen neigt.

Der Schulstreik übte enormen Druck aus, der das Bildungsministerium anscheinend aber noch nicht vollends erreicht hat. 30.000 schafften es die U3 für eine Zeit lang lahm zu legen, den Stephansplatz so voll wie schon lange nicht mehr zu stopfen und soziale Unterschiede für vier Stunden beiseite zu legen.

Claudia Schmied sagte zwar, sie würde unsere Aktivitäten „ernst nehmen“, die Pläne jetzt aber nicht mehr verändern. Fest steht: Wir wollen unsere freien Tage wieder haben! Nur weil wir „mehr Bildung“ bekommen, heißt das noch lange nicht, dass diese besser wird. Genervte Lehrer und Schüler an „Zwickeltagen“ werden nicht das erwünschte Ziel bringen: Eine Verbesserung des Bildungssystems. Jetzt! Mehr Geld muss dafür her, anstatt es den Banken- und Konzernchefs zu schenken! Wir sind es, die in absehbarer Zukunft die Frage aufwerfen: Wem sollen die Schulen, Universitäten, Betriebe und Banken gehören? Den StaatsbürokratInnen & den KapitalistInnen oder uns allen?. Die Zukunft lautet echte Demokratie, und echte Demokratie lautet Sozialismus. Und dafür werden wir noch einige Male auf die Straße gehen!

Unsere Aufgabe ist es jetzt den Kampf weiterzuführen, bis die Reform zurückgezogen wird!

* Nein zum faulen Kompromiß! Unbefristeter Streik der SchülerInnen und LehrerInnen gegen die Reform!

* Organisieren wir uns in der Schule auf eigene Faust! Bilden wir an jeder Schule SchülerInnenkomitees, die den unbefristeten Streik planen und gemeinsam durchsetzen. JedeR SchülerIn, der für den Streik und gegen die Reform ist soll sich darin organisieren und mitentscheiden können! Machen wir aus den spontanen Streiks eine bewußte Streikbewegung!

* Massive Aufstockung des Bildungsbudgets! Geld für Bildung statt für Banken und Konzerne!

– Vera